Teil 2
von der mongolischen Grenze bis zur Grenze Europas (EU)
Schon im Bericht über Mongolien haben wir erwähnt, dass wir zurück nach Russland fahren. Der zweite Grenzübertritt gestaltete sich einiges schwieriger. Erst mussten wir von 12 -13 Uhr vor dem geschlossenen Zoll warten, es war gerade Mittagspause. Dann erfuhren wir, dass unser Frosch registriert werden muss als temporär eingeführtes Fahrzeug. Erst schien dies nicht weiter schwierig. Franz ist dann aber an eine richtige Schulmeisterin gelangt. Sie hat nicht nur die Schrift korrigiert, sondern auch verschiedene Punkte „verschlimmbessert“. Zuletzt ist ihr noch aufgefallen, dass das Auto auf Gabriele Mesey registriert ist. Sie wollte daher alle Formulare neu ausgefüllt haben. Gaby hat sie aber schlussendlich davon überzeugt, dass das Fahrzeug auf der grünen Versicherungskarte auf uns beide versichert ist. Das schien sie dann, nach ca. 1,5 Stunden, zu überzeugen und hat dann endlich den Stempel auf das Formular gedrückt.
Etwas verärgert sind wir weitergefahren durch die schöne Landschaft des Altajgebirges. Wir haben auf den gleichen Camps wieder Station gemacht.
Die Russen sind ja nicht gerade für ihre Offenheit bekannt. Im Cujacamp kam jedoch ein Zeltnachbar mit einer Flasche Wodka vorbei. Franz hat sich einen Schluck genehmigt und hatte dann alle Mühe den Besuch nicht in ein Besäufnis ausarten zu lassen. Der Besucher hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir um zum Baikalsee zu fahren nicht den Umweg über Novosibirsk nehmen müssen. Es gibt eine Strasse die kurz nach Barnaul in Richtung Kermerovo führt, die nicht im GPS verzeichnet ist. Dies erspart uns ungefähr 100 km. Novosibirsk werden wir auf der Rückreise Richtung Europa noch sehen. Dankbar für diese Information hat sich Franz noch ein Schlücklein Wodka genehmigt. Glücklicherweise kamen dann die Bekannten und Verwandten des Besuchers in grosser Zahl angefahren. Unser liebenswürdiger Besucher hat sich dann ganz ihnen gewidmet.
Am Morgen hatten wir Besuch einer ganz anderen Art. Die Pferdeherde liess sich durch die Camper nicht stören.
Der Plan war, vom Cujacamp direkt bis Barnaul durchzufahren. Wir waren uns aber nicht bewusst, dass an diesem Sonntag ein langes russisches Wochenende zu Ende geht. Der Verkehr war sehr dicht und kam schlussendlich gar ins Stocken. Kurzerhand entschlossen wir uns im Lubava Camp Station zu machen und die gestressten Russen nach Hause fahren zu lassen.
Nach einer Nacht in Barnaul nahmen wir den Weg nach Kermorovo unter die Räder. Wir fanden die Abzweigung auf die empfohlene Route, waren jedoch nie ganz sicher ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind da unser GPS uns über fast 200 km die Route als nichtexistent anzeigte. Die Strasse war jedoch in gutem Zustand.
Wir kamen durch ein Gebiet in dem Kohle im Tagbau abgebaut wird. Zu unserem Erstaunen lag jedoch kaum Kohlenstaub in der Luft.
Die Landschaft präsentiert sich sehr grün und meist bewaldet.
Über den Dächern von Kemorovo.
Zeitig am nächsten Morgen machen wir und auf den noch langen Weg bis zum Baikalsee
Ob beim Bau dieser Kapelle ein Schweizer beteiligt war oder ist das ein kirchliches Symbol?
Unsere nächste Station ist Krasnajorsk Es liegen immer noch etwa 1100km Strasse bis zum See vor uns.
Aussicht vom Hotelzimmer in Krasnajorsk. In dem blau-gelben VW-Bus wird Expresso und viele verschiedene Sirups aus Frankreich verkauft.
Die Trams von Krasnajorsk
Viele Kilometer sind wir durch sibirische Wälder gefahren. Es gibt dazwischen jedoch auch wieder weite Flächen.
Bei einer Rast hat sich Franz mit dem Fotoapparat auf Schmetterlingsjagd gemacht.
Freies Camp auf halbem Weg nach Irkutks.
In Irkutsks haben wir nur einen Übernachtungsstopp auf unserem Weg an den Baikalsee gemacht.
Wir haben hier nur unsere Vorräte aufgefüllt uns sind durch die einzige Fussgängerzone von Irkutsks spaziert. Wir wollen uns die Stadt auf der Rückreise genauer anschauen.
In einer Bar haben wir eine Reisegruppe aus Rapperswil getroffen.
Listvjanka ist ein kleiner touristisch dominierter Ort am Baikalsee, in der Nähe des Flusses Angara.
In dieser Gegend wirken die typischen sibirischen Holzhäuser sehr gepflegt und sind offensichtlich auch bewohnt.
Auch unser Hotel ist aus Holz gebaut und besteht aus mehreren Gebäuden. In der Nachbarschaft finden sich ebenfalls die schönen kleinen Holzhäuser.
Der Angara ist der einzige Ausfluss aus dem 636 km langen und zwischen 27 und 80 km breiten und bis zu 1647 Meter tiefen See.
Auf einem Bootsausflug genossen wir die herrliche Landschaft
Wir fuhren mit dem Schiff ans Nordufer zur stillgelegten Bahnstrecke und der alten Schiffswerft die seit der Verlegung der Bahnstrecke nicht mehr fahrplanmässig genutzt wird. Wir spazierten zum Tunnel Nr. 2 und eine kleine Strecke dem Schienenstrang entlang. Die Transsibirische Eisenbahn fährt heute am Südufer entlang. Alexander III hat beschlossen, dass die Bahn zweispurig geführt werden soll. Das Trassee und die 48 Tunnels wurden für zwei Spuren gebaut. Die heutige Bahn wird jedoch nur einspurig geführt. Die Strecke von Port Baikal, wo früher die Passagiere umsteigen mussten, bis Sljudjanka wird nur noch zu touristischen Zwecken befahren. Die heutige Transsibirische Eisenbahn führt direkt von Irkutsks nach Sljudjanka, lässt Port Baikal aus und fährt weiter dem Südufer entlang nach Wladiwostok.
Ein Zug, der Zarengold, ist genau zur richtigen Zeit hier durchgefahren.
Wir nehmen Abschied vom See und fahren nur ca. 70km zurück nach Irkutsk. Die Irkutsker Touristiker haben einen Stadtrundgang mit grüner Farbe auf den Trottoirs markiert. Der Weg führt zu allen bemerkenswerten Punkten der Stadt. Wir liessen uns durch die Stadt leiten. Leider war das Wetter nicht wirklich einladend. Trotzdem haben wir den Rundgang genossen und ein paar schöne Bilder geschossen.
Nachdem wir die letzten Nächte in bequemen Hotels übernachtet hatten fanden wir es wirklich wieder an der Zeit unser Zelt aufzustellen. Ausserdem gibt es auf der langen Strecke zwischen Irkutsk und Novosibirsk nur sehr wenige Übernachtungsmöglichkeiten.
Nach der ersten Etappe haben wir einen schönen Platz gefunden und verbrachten eine gemütliche Nacht im Zelt. Beim Aufstehen haben wir aber sofort unsere warmen Jacken angezogen. Es war nur noch 6°C warm (oder besser kalt).
Nach der guten Erfahrung von letzter Nacht wollen wir das wiederholen. Etwa nach 300km fuhren wir durch einen Gewittersturm. Franz musste anhalten da die Strasse im strömenden Regen nicht mehr zu sehen war. Wir nahmen an, dass wir uns für die kommende Nacht doch irgendeine feste Unterkunft suchen müssen. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit schien jedoch wieder die Sonne vom wolkenlosen Himmel und wir hielten Ausschau nach einem angenehmen Zeltplatz. Bald wurden wir fündig und legten uns nach einem gemütlichen Nachtessen zufrieden schlafen. Es dauerte nicht lange und wir hörten ein Donnerrollen, noch war es weit entfernt. In den nächsten Minuten wurde das Donnern jedoch immer kräftiger und lauter. Der Wind stieg auf Sturmstärke. Unser Zelt wurde abwechselnd fast eingedrückt und dann aufgeblasen. Bald hörten wir auch das typische Hämmern der Regentropfen auf dem Dach. Es blieb jedoch nicht beim Hämmern. Bald goss es wie aus Kübeln. Es fühlte sich im Zelt an als wären wir mitten unter einem Wasserfall. Nach einer guten Stunde zog das Gewitter weiter. Wir waren trocken geblieben und unser Zelt ist immer noch ganz.
Auch am Morgen blies der Wind noch recht kräftig und der Himmel war bewölkt. Unser Bettzeug haben wir zusammengepackt und wollen nun noch dem Wind eine Chance geben unser Zelt etwas zu trocknen. Wir haben uns einen Kaffee gekocht und warteten auf die Sonne. Bald zeigte sie sich zwischen Wolkenfeldern. Bevor unser Zelt jedoch ganz trocken war zogen wieder schwarze Wolken auf. Wir wollten nicht einen weiteren Gewittersturm abwarten und haben schnell zusammen gepackt und uns auf die letzte Etappe nach Novosibirsk gemacht.
Ohne weitere Probleme sind wir in Novosibirsk eingetroffen. Wir haben uns entschlossen zwei Tage zu bleiben und uns die Stadt anzusehen. Im River Park Hotel, direkt am Ob, fanden wir ein angenehmes Zimmer.
Der Bahnhof von Novosibirsk ist ein wichtiger Knotenpunkt der transsibirischen Eisenbahn. Vor dem Bahnbau hatte das Dorf ca. 5000 Einwohner und wuchs in den 120 Jahren zu einer Milionenstadt.
Das Gebäude ist einer Dampflokomotive nachempfunden.
Im Innern des Bahnhofs herrscht eine wie zur Zarenzeit durchaus übliche Pracht.
Das alte Hotel Novosibirsk am Bahnhofplatz sieht sehr mitgenommen aus.
Die Stadt wirkt modern mit vielen Geschäften die auch die bei uns bekannten grossen Namen führen
Der Fluss Ob bestimmt das Stadtbild. Eine Promenade mit einem grossen Vergnügungspark liegt direkt am Fluss.
Die Kirchen und Kapellen erstrahlen wieder in ihrem alten Glanz nachdem diese in der Sowjetzeit oft als Lagerräume gebraucht oder einfach dem Verfall überlassen wurden.
Abendstimmung über dem Ob in Novosibirsk.
Weiter geht es nun über die westsibirische Tiefebene. Die Strassen verlangten von Fahrer und Fahrzeug oft sehr viel. Mal gab es ein paar Kilometer bestens geteerte, dann oft wieder von tiefen Furchen gezeichnete und von Löchern durchsetzte Abschnitte. Besonders die von Lastwagen gespurten Furchen waren mühsam da der Radabstand unseres Froschs nicht der gleiche ist wie bei LKWs. Wir wurden in den Furchen oft hin und her geschüttelt. Die Fahrt war jedoch nie langweilig. Die Ebene ist sehr grün, oft bewaldet und dann wieder von schönen Blumenwiesen gesäumt.
In Omsk haben wir übernachtet und planen am nächsten Tag weiter über die westsibirische Tiefebene zu fahren. Wir schätzen, dass wir zwei Tage brauchen werden bis Cheljabinsk. Zwei Wege führen dahin. Der eine überquert die Grenze zu Kasachstan und weiter nach ca 150 km wieder zurück nach Russland. Wir wollen uns die Unwägbarkeiten der Grenzübertritte ersparen. Wir waren auch nicht sicher ob die Kasachen unser zwar noch gültiges Visum für einen zweiten Eintritt in ihr Land akzeptieren würden. Das gleiche gilt auch für Russland wo unser Visum zwar zwei Eintritte zulässt, die wir aber bereits gemacht haben (Kasachstan-Russland und Mongolei – Russland). Wir haben uns deshalb für die nur wenig längere Strecke die nur auf russischem Gebiet verläuft, entschieden. Leider hat uns dann das GPS einen Streich gespielt. Plötzlich standen wir doch an der Grenze zu Kasachstan. Da wollten wir nun wirklich nicht hin. Ein freundlicher Zöllner hat uns dann auf unserer Karte eine Strasse eingezeichnet, die direkt zur M5 führen wird. Wir haben also einen Umweg von ca. 150 km gemacht. Leider war die Strasse in ziemlich schlechtem Zustand. Dafür hat uns die Landschaft der Gegend etwas entschädigt.
Abseits der Strasse, in der Nähe von Berdosche, haben wir unser Zelt für die Nacht aufgeschlagen.
Weiter geht es noch einen Tag über die westsibirische Tiefebene, meistens geradeaus auf einer Höhe von rund 110 MüM.
In Cheljabinsk haben wir im Mini Hotel, ein Hotel mit nur vier Zimmern, übernachtet. Viel von der Stadt haben wir nicht gesehen. Als wir am Morgen losfuhren hat es geregnet.
Noch ein Stück über die Tiefebene dann geht es Richtung Moskau. Noch ist Moskau ziemlich weit entfernt.
Wir überqueren den Ural und sind, sobald wir Ufa, unser nächstes Ziel, erreicht haben, zurück im geografischen Europa.
Zu unserer Überraschung ist der Ural nicht ein Gebirgszug wie wir uns das vorgestellt hatten. Er gleicht mehr den Hügeln des Juras. Den höchsten Punkt erreichten wir auf 800 MüM. Wir waren gewarnt worden, dass die Überquerung des Urals mit einigen Gefahren verbunden sei. Es gäbe sehr viele Unfälle und die LKW Fahrer nähmen überhaupt keine Rücksicht auf andere Fahrzeuge. Wir haben jedoch festgestellt, dass weder übermässig gerast wurde, noch dass die LKWs besonders rücksichtslos wären. Im Gegenteil, oft hat uns ein Brumifahrer das Überholen durch Zeichen erleichtert.
Wir entschlossen uns zwei Tage in Ufa zu bleiben und in einem Hotel zu übernachten. Zum Glück, denn ein schweres Gewitter zog über die Stadt. Wir waren beim Nachtessen und konnten so in Ruhe abwarten und noch ein Glas Wein geniessen bis der Regen aufhörte. Auf den Strassen hatten sich tiefe Pfützen gebildet. Wir sind jedoch trocken wieder zurück zu unserem Hotel spaziert.
Ufa liegt am Ufer des Flusses Belaja. Der Strand lag an diesem Tag jedoch verlassen da.
Die Stadt ist nicht sehr reich an Sehenswürdigkeiten. Wir haben den Aufenthalt vor allem zum Ausruhen benützt.
Wir nehmen die nächste Etappe Richtung Moskau unter die Räder. Auf dieser Strecke sehen wir viele Ölförderpumpen.
Im Hotel Itil haben wir, wie auch etwa 100 Trucker, die nächste Nacht verbracht.
Noch ein Übernachtungsstopp in einem einfachen Bungalow und wir werden die Strecke nach Moskau geschafft haben.
Unter dem Vorbau hat sich ein Schwalbenpaar ihr Nest gebaut. Die Vogeleltern haben sich bald an uns gewöhnt und fütterten fleissig ihre Jungvögel.
Franz musste unbedingt anhalten und die reiche Pilzernte dieser Verkäuferin bewundern. Er ist etwas neidisch.
Wir wollten uns nicht dem Stadtverkehr von Moskau aussetzen und haben deshalb ein Hotel gleich beim zweiten, von drei, Stadtringen gebucht. Ein Taxichauffeur hat uns sicher zum roten Platz gefahren.
Der rote Platz hat seinen Namen nicht von den roten Mauern, sondern, so wurde uns gesagt, das Wort rot hatte in der alten russischen Sprache auch die Bedeutung von schön. Also heisst der Platz eigentlich „schöner Platz“.
Am ersten Tag haben wir den alten Teil, das Zentrum, besucht. Auch das berühmte Warenhaus GUM, gleich beim roten Platz, haben wir uns angesehen. Drei dreistöckige Galerien beherbergen Filialen aller grossen Marken von Design, Haute Couture und jedem erdenklichen Accessoire.
Ein Delikatessengeschäft führt Köstlichkeiten aus der ganzen Welt.
Den Kreml, der das Parlamentsgebäude und den Präsidentenpalast, das ehemalige Zarenschloss, einschliesst besteht daneben aus mehreren Kirchen und einem sehr schönen, gepflegten Park. Die ganze Anlage ist von einer roten Steinmauer umschlossen.
Bei einer Sightseeing Tour mit dem Bus haben wir auch Moskau City besucht. Hier ragen die modernen Wolkenkratzer in den Himmel. Leider war die Aussichtsplattform auf dem 58. Stock eines Gebäudes geschlossen.
Wir haben Moskau verlassen und gönnten uns noch eine letzte Nacht in Russland im schön gelegenen Park Hotel an einem kleinen See.
Nun steht uns der letzte Grenzübertritt mit Grenzkontrolle bevor. Wie immer machen wir uns auf ein längeres Prozedere gefasst. Zu unserer Überraschung ging alles sehr entspannt über die Bühne. Nicht einmal die so akribisch gesammelten Registrierungsunterlagen der diversen Hotels wollte jemand sehen. Auch der Frosch wurde nur sehr oberflächlich überprüft.